
Wer mit der Bahn unterwegs ist, kennt das Problem, dass während der Fahrt des Öfteren das Mobilfunk-Telefonat unterbrochen wird beziehungsweise der via Stream übertragene Film nur mit Aussetzern geschaut werden kann. Grund dafür sind Funklöcher, die je nach Bahnstrecke häufiger vorkommen und länger andauern. Die gute Nachricht jedoch ist, dass mit Vodafone nun der zweite Mobilfunkbetreiber eine Kooperation mit der Deutschen Bahn eingegangen ist, um diesem Problem entgegenzuwirken.
Deutschland verfügt über ein Schienennetz, das eine Länge von 38.400 Kilometern hat. Davon gehören allein 33.400 Kilometer der Deutschen Bahn, was knapp 87 Prozent entspricht. Demzufolge ist es besonders wichtig, dass vor allem dieses Unternehmen mit den Mobilfunkbetreibern an der Beseitigung der Funklöcher arbeitet. Bereits im letzten Jahr gab es die erste Vereinbarung mit der Deutschen Telekom, bei der beschlossen wurde, dass die Funklöcher bis 2026 geschlossen sein sollen – sowohl an den ICE- und EC-/IC-Strecken wie auch an denen, die von Regionalzügen befahren werden. Während die Verhandlungen mit O2 noch laufen, sind für Vodafone-Kunden nun ebenfalls Maßnahmen zur Schließung der Funklöcher vereinbart worden.
Nutzen für Mobilfunk-Netzbetreiber, Deutsche Bahn und Bundesregierung
Neben den Mobilfunk-Netzbetreibern, die mit einem besser ausgebauten Netz werben können, profitieren auch die Deutsche Bahn selbst und ebenso die Bundesregierung von einer Mobilfunk-Infrastruktur ohne Funklöcher. Schließlich erhoffen sie sich, dass künftig mehr Menschen auf die Bahn umsteigen, was neben mehr Fahrkartenverkäufen auch ein schnelleres Erreichen der CO2-Reduktionsziele bedeutet. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sprach in diesem Zusammenhang auch davon, dass die Fahrgäste sich in der Bahn wie zu Hause beziehungsweise im Home-Office fühlen sollten. Tatsächlich ist es bereits heute schon so, dass neun von zehn Bahnfahrern in den Zügen das mobile Internet verwenden oder Telefonate führen.
Der Ausbauplan von Vodafone sieht vor, dass die Hauptverkehrsstrecken bis Mitte des Jahres 2025 mit Bandbreiten von mindestens 225 Megabit pro Sekunde im LTE-Netz versorgt werden sollen. Zu den Hauptverkehrsstrecken zählen 7.800 Kilometer des Schienennetzes, auf denen ICEs und ECs sowie ICs unterwegs sind. Sogenannte „fahrgaststarke“ Strecken sind solche mit mehr als 2.000 Fahrgästen am Tag; auf deren 13.800 Kilometer wird Vodafone für ein Netz ohne Funklöcher mit Bandbreiten von mindestens 125 Megabit pro Sekunde sorgen. Dies soll bis Sommer 2025 umgesetzt sein. Doch auch die Nebenstrecken sollen von einer Verbesserung profitieren, die die Funklöcher schließt: Es ist das Ziel, diese bis Ende 2024 mit einer Datenrate von mindestens 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen.
Notwendige Maßnahmen für den Ausbau
Um all das zu erreichen, wird Vodafone zum einen 160 zusätzliche Mobilfunkstationen errichten. Zum anderen werden die Düsseldorfer aber auch 1.000 Modernisierungsmaßnahmen an bestehenden Standorten durchführen. Des Weiteren wird Vodafone an den Hauptverkehrsstrecken auch ein 5G-Plus-Netz aufbauen. Dieses läuft komplett unabhängig vom LTE-Netz und ermöglicht hohe Bandbreiten sowie schnelle Reaktionszeiten. Davon profitieren etwa Gaming-Fans, die auf kurze Latenzzeiten angewiesen sind, aber auch Geschäftsreisende, die vom Zug aus an Videokonferenzen teilnehmen möchten. Allerdings ist auch die Deutsche Bahn in der Pflicht. Sie wird entsprechend künftig stärker als bisher Flächen sowie Glasfaserinfrastruktur zur Verfügung stellen und außerdem ihre Züge derart umrüsten, dass etwa die Fensterscheiben mobilfunkdurchlässiger werden.