Ein Halbleiter-Chip kann nur hergestellt werden, wenn Gas zur Verfügung steht. Neben Erdgas sind auch mehrere Edelgase für die Produktion von Chips unbedingt erforderlich. Der Krieg in der Ukraine hat bekanntlich Auswirkungen auf die Versorgung mit Gas und das betrifft wesentlich auch die Halbleiterindustrie. Kurzfristig konnten bisher die negativen Effekte abgefangen werden, aber schon mittelfristig werden sich Probleme einstellen.
Erdgas für Chips
Ein Teil des Energiebedarfs für die Chip-Produktion wird mit Erdgas gedeckt, das Prozesse wie Klimatisierung und Abgasreinigung betreibt. Das Unternehmen Global Foundries hat beispielsweise ein eigenes Gaskraftwerk an seinem Standort in Dresden. Ohne Gas steht die Produktion in Dresden für drei Jahre still, denn solange dauert es, bis nach einer erzwungenen Abschaltung der Luftfilteranlage die Reinräume für die Chip-Herstellung wieder betriebsbereit und rein genug sind. Eine Umstellung auf andere Energieträger ist möglich, braucht aber Zeit.
Es gibt allerdings Teile der Chip-Herstellung, die unbedingt auf Erdgas angewiesen sind. Die Temperatur zum Schmelzen von Silizium, eines der wichtigsten Halbleiter, lässt sich nur mit Erdgas erreichen.
Edelgase für die Chip-Produktion
Das Edelgas Neon ist für die Laser-Gravur von Halbleiterchips unbedingt erforderlich. Es wird zum Betrieb der Gaslaser benötigt und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden.
Zu den wichtigsten Quellen der Neonproduktion gehört die Stahlherstellung, bei der Neon als Nebenprodukt anfällt. Bis zum Beginn des Ukrainekriegs begann ein erheblicher Teil der weltweiten Neonproduktion in den russischem Stahlwerken. In der Ukraine wurde das Rohneon weiter verarbeitet und für den Export gereinigt.
Zu den wichtigsten Standorten für diese Verarbeitung gehörte die ukrainische Hafenstadt Odessa. Dort sind die Unternehmen Cryoin Engineering Ltd und Ingas LLC ansässig, die bisher etwa die Hälfte des weltweit verwendeten Neongases erzeugten. Weitere Produkte sind Argon und Xenon, zwei weitere Edelgase, die in der Chip-Herstellung notwendig und wie Neon nicht ersetzbar sind.
Der Preis für Neon stieg aufgrund der Gefährdung dieser Lieferketten schon während der Krimkrise im Jahr 2014 bis auf das Zehnfache. Aus diesem Grund wurden von den Chip-Herstellern als Reaktion auf diese Verwerfungen entsprechende Lager an den benötigten Edelgasen angelegt. Kurzfristig gab es also bisher durch die Lieferunterbrechungen an Edelgasen noch keine direkten Auswirkungen auf die Chip-Herstellung.
Mittelfristig wird es allerdings anders aussehen. Odessa ist in diesem Sinn ein für die Chip-Herstellung und damit für die Weltwirtschaft essentieller Standort.