„Kein Netz…“. Vor allem in dünn besiedelten Regionen werden Mobilfunkkunden immer wieder mit dieser Anzeige auf ihrem Display konfrontiert. Diese Gebiete entsprechen „weißen Flecken“ auf den Mobilfunkkarten zur Netzabdeckung – der Kunde befindet sich dann im Funkloch seines Providers. Das soll jetzt anders werden.
Kartellamt dringt auf Zusammenarbeit der drei großen Netzbetreiber
Neben den „weißen Flecken“ sind unter Fachleuten die „grauen Flecken“ interessant geworden. Darunter versteht man Gebiete, in denen zwar nicht der eigene Anbieter, sehr wohl aber die Netze der Konkurrenz erreichbar sind – zumindest theoretisch. Da wäre es natürlich praktisch, wenn für die Zeit der Netzunterbrechung das Netz eines anderen Anbieters einspringen würde. Genau das soll zukünftig Realität werden.
Vorausgegangen war eine Initiative von Telekom und Vodafone. Beide wollten miteinander kooperieren und sich ihre Infrastruktur hinsichtlich einer weitreichenden Netzabdeckung teilen. Doch das Bundeskartellamt sowie die Bundesnetzagentur spielten da nicht ganz mit. Der dritte Anbieter – Telefónica – wäre außen vor geblieben und hätte damit einen wettbewerbsmäßigen Nachteil erlitten. Das bedeutet, dass nunmehr alle drei Provider zusammenarbeiten. Das Resultat ist ein besserer Mobilfunkempfang auch weitab der Städte und Ballungsgebiete.
Ein Antennenstandort – drei Funknetze
Die Absichtserklärungen von Telekom, Vodafone und Telefónica fixieren sich zunächst auf 2.400 Standorte. An diesen soll die LTE-Technik in Zukunft gemeinsam genutzt werden. Von der Vereinbarung werden vor allem Telefónica-Kunden profitieren. Die Netzabdeckung ist bei diesem Anbieter vor allem in Großstädten mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent sehr hoch. In den ländlichen Gebieten mit weniger als 25 Prozent jedoch deutlich weniger ausgeprägt. Das liegt einerseits an den geringeren Gebühren, auf der anderen Seite den hohen Erschließungskosten, mit denen Telefónica konfrontiert wird.
In Zukunft teilen sich die drei Netzbetreiber eine bereits vorhandene Infrastruktur. Dabei müssen nicht einmal zusätzliche Antennen installiert werden. Möglich macht das eine Technik, die in der Mobilfunkbranche unter dem Begriff „Multi-Operator-Core-Network“ bekannt ist. Die Funkstation sendet dabei ein Signal aus, welches die Kennung aller drei Provider beinhaltet. Damit ist jedes Smartphone in der Lage, sich bei Bedarf in die Funknetze der jeweils anderen Betreiber einzuwählen. Der Kunde selbst bekommt davon nichts mit, für ihn hat es den Anschein, als würde er sich weiterhin im Netz seines Anbieters bewegen. Der LTE-Zugang wurde auf das Frequenzband 20 auf 800 MHz festgelegt. Dieses arbeitet mehr als zehn Jahre stabil und zeichnet sich durch eine große Reichweite aus.
„Weiße Flecken“ sollen auch verschwinden
Auch den noch verbleibenden „weißen Flecken“, also echten Funklöchern ohne jeden Empfang, wird der Kampf angesagt. Hier haben sich die Netzbetreiber Vodafone, Telefónica und die Telekom auf ca. 6.000 neue Standorte verständigt. Der Vorteil besteht darin, dass sich die Betreiber die Kosten für die passive Infrastruktur (Erschließungskosten, Bau des Funkmastes) teilen. Für die eigentliche Mobilfunktechnik (Installation der Antennen) ist dann jeder Anbieter selbst verantwortlich.
Durch die künftige Zusammenarbeit der großen Anbieter kann der Kunde darauf hoffen, dass die Anzeige „Kein Netz“ bald der Vergangenheit angehören wird.