Mikrochips sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Vom Toaster bis zum Auto sind sie in praktisch allen elektronischen Geräten enthalten. Kein anderes Bauteil ist stärker für die massiven globalen Lieferengpässe verantwortlich, die derzeit bestehen. Nach Angaben von Goldman Sachs sind aktuell 169 Branchen von der Chip-Knappheit betroffen. Es gibt bereits eine Verknappung bei der Herstellung von Autos, Videospielkonsolen und Computern. Nun hat der weltweite Chipmangel auch die Smartphone-Branche erreicht. Produktionsprobleme, Lieferengpässe und Preiserhöhungen sind die Folge.
Gründe für den Chipmangel
Die Herstellung von Mikrochips ist ein aufwendiges und teures Verfahren, weshalb es keine schnellen Lösungen für den Chipmangel gibt. Es besteht eine extreme Marktkonzentration. Taiwan dominiert die Branche, wobei nur ein Unternehmen mehr als die Hälfte des weltweiten Bedarfs deckt. Im Handelskrieg zwischen den USA und China verhängte die US-Regierung im Jahr 2020 Beschränkungen gegen Chinas größten Halbleiterhersteller SMIC. US-Unternehmen wurden gezwungen, bei nicht-chinesischen Produktionsstätten zu kaufen, insbesondere bei TSMC und Samsung. Seitdem ist TSMC mit Aufträgen überlastet.
Die Covid-19-Pandemie
Autohersteller stornierten zu Beginn der Pandemie Aufträge für die Fahrzeugproduktion und damit auch Bestellungen für Chips. Die Chiphersteller drosselten ihre Produktion. Durch weitverbreitete Covid-Einschränkungen mussten einige Hersteller dann die Produktion komplett stoppen. Gleichzeitig stieg die Nachfrage drastisch an. Millionen von Menschen arbeiteten und lernten plötzlich von zu Hause, wodurch die Nachfrage nach Smartphones, Laptops und Tablets verstärkt und der Chipmangel erhöht wurde.
Weitere negative Einflüsse
Taiwan erlebte eine schlimme Dürre und die Regierung schränkte die Versorgung mit Leitungswasser ein. Bei der Chipherstellung werden jedoch große Mengen an Wasser benötigt. Im März 2021 wurde das japanische Unternehmen Renesas von einem Brand in einer seiner Chipfabriken schwer getroffen und es dauerte drei Monate, bis das Unternehmen seine volle Produktionskapazität wiederherstellen konnte. Die Werke von NXP Semiconductors und Samsung in Texas waren nach einem Wintersturm im Februar 2021 wochenlang geschlossen.
Unterschiedliche Auswirkungen bei Smartphone-Herstellern
Die führenden Smartphone-Hersteller, darunter Apple und Samsung, hatten sich vor einem Chipmangel geschützt, indem sie Chips für sechs Monate auf Lager nahmen. Diese Vorräte sind nun aufgebraucht. Apple erwartet Lieferengpässe ab dem vierten Quartal 2021. Die Markteinführung der neuesten Mittelklasse-Smartphones von Samsung, wie dem Galaxy A52 und Galaxy A72, wird sich durch den Chipmangel verzögern. Google kündigte im August 2021 an, dass die neuen Pixel 5a 5G-Smartphones aufgrund von globalen Herausforderungen in der Lieferkette nur in den USA und Japan erhältlich sein werden. Kleinere Smartphone-Hersteller mit weniger Kaufkraft werden von dem Chipmangel noch stärker betroffen sein.
Smartphones werden teurer
Durch den Chipmangel steigt der Preis für diese Komponente. Je nach Produktart haben die Chip-Hersteller die Preise bereits um bis zu 20 % erhöht. Smartphone-Hersteller können diese Steigerungen entweder selbst auffangen oder an ihre Kunden weitergeben. Was das Ergebnis sein wird, dürfte jedem klar sein – Smartphones werden teurer.