Der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei darf Dienste und Apps von Google fortan nicht mehr auf seinen Geräten anbieten, da man von den USA mit einem Handelsbann belegt wurde. Doch was bedeutet das eigentlich für Mobilfunknutzer, die bereits ein Smartphone aus dem Hause Huawei besitzen?
Kommt es zu einem Zwangsupdate auf eigenes Betriebssystem?
Wer sich derzeit für ein neues Smartphone von Huawei entscheidet, greift gerne zu älteren Modellen wie dem Huawei P30 Pro oder der unlängst veröffentlichten Neuauflage in Form des Huawei P30 Pro New Edition – neuere Modelle wie das P40 sind hierzulande hingegen kaum gefragt. Der Grund: Durch einen von den USA verlegten Handelsbann gibt es auf den aktuellen Huawei Smartphones keinerlei Google-Dienste mehr, auf den Vorgängermodellen jedoch schon.
Wer sich also derzeit ein älteres Huawei Modell kauft, ist eigentlich auf der sicheren Seite – sollte man zumindest meinen. Denn: Mittlerweile verbreiten sich vermehrt Gerüchte, die besagen, dass Huawei auch den besagten älteren Geräten das darauf installierte Android Betriebssystem (und somit auch den Zugang zu allen Google Diensten) entziehen könnte. Offiziell bestätigt wurde diese Vorgehensweise seitens Huawei zwar nicht, allerdings arbeitet der chinesische Hersteller bereits mit Hochdruck an seinem hauseigenen Betriebssystem mit dem Namen HarmonyOS, welches erst vor wenigen Tagen in der Version 2.0 vorgestellt wurde. Bereits im kommenden Jahr möchte man offenbar erste Smartphones in den Handel bringen, die mit dem neuen Betriebssystem laufen, das Thema Android dürfte sich bis dahin gänzlich erledigt haben – insofern die USA nicht noch überraschend ihre Sanktionen zurückziehen, was derzeit aber unwahrscheinlich ist.
Was bedeutet der Handelsstreit mit den USA für Huawei Nutzer?
Doch was bedeutet das nun genau für all diejenigen, die bereits ein älteres Smartphone aus dem Hause Huawei besitzen? Fakt ist: Mit EMUI11 hat Huawei gerade erst ein neues Update für seine Geräte veröffentlicht, welches jedoch nicht auf dem aktuellen Google Betriebssystem Android 11, sondern stattdessen auf Android 10 basiert. Zwar ist ein weiteres Update auf der Grundlage von Android 11 durchaus realistisch, weil Huawei jedoch nicht mehr direkt mit Google zusammenarbeitet, ist auch eine vorherige Arbeit am Update nicht möglich, da Huawei die hierfür benötigten Codes fehlen – stattdessen müssen die Chinesen auf die Veröffentlichung von Android 11 im AOSP warten. Da Huawei natürlich nicht dauerhaft hinter der Konkurrenz wandeln möchte, hat man sich nun für ein eigenes Betriebssystem entschieden, welches laut der Aussage einer Huawei Sprecherin ganz klar die Zukunft des Unternehmens sein soll. Eine Umstellung auf HarmonyOS soll voraussichtlich ab Dezember dieses Jahres „reibungslos möglich sein“, EMUI11 soll als Schnittstelle zwischen beiden Betriebssystemen dienen.
Zwangsupdate für ältere Huawei Modelle eher unwahrscheinlich
Dass ältere Modelle wie das Huawei P30 ein Zwangsupdate für HarmonyOS erhalten, ist relativ unwahrscheinlich, obwohl hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Das angesprochene Modell wäre zum Zeitpunkt des in Aussicht gestellten Updates bereits anderthalb Jahre alt, in den Augen von Huawei somit eigentlich uninteressant. Sollte es nicht zu einem Zwangsupdate kommen, erweist sich der Wechsel zum neuen Betriebssystem, welches übrigens zu Teilen auf Android basiert, dennoch als empfehlenswert – denn neue Apps und einige überarbeitete Programme werden dann wohl nicht mehr auf dem jeweiligen Gerät laufen. Es wird interessant zu verfolgen, ob die bisherigen Kunden von Huawei dem Unternehmen die Treue halten werden oder sich in Zukunft doch lieber nach einem anderen Smartphone-Hersteller mit echtem Android Betriebssystem umsehen.